IG Transparente Berufbildung

Naturheilpraktiker Schweiz

Fehlende Transparenz und fehlendes Gehör für die Basis am Beispiel der HFP

Unter dem selbst auferlegten Druck (natürlich auch finanzieller Natur), dem SBFI und von uns Mitgliedern das Ziel HFP schnell zu ermöglichen, haben die Gremien der OdA AM zügig ein Prüfungsprozedere auf die Beine gestellt. Herausgekommen ist eine HFP mit vielen Fragezeichen. Es sind sieben übereilt verfasste unübersichtliche Regelwerke (Wegleitungen, Prüfungsordnungen und Leitfäden) entstanden. Diese sind inhaltlich teilweise widersprüchlich und nicht in allen Punkten bundesverfassungskonform oder zumindest rechtlich fraglich. Zudem ist die Bewertung mit A = 100%, B = 60%, neu 66,66% und C=0% undifferenziert. Die Gewichtungen der einzelnen Fragen sind den Expertinnen bei der Korrektur nicht bekannt.

Folge: Eine hohe Durchfallquote der Proband*innen (40% und mehr). Es wurden keine eidgenössisch üblichen Bedingungen für die Kandidat*innen geschaffen. Deshalb konnten 15 langjährig Praktizierende den negativen Entscheid Ihrer Fallstudie nicht hinnehmen und haben den Rechtsweg eingeschlagen und beim SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) Rekurs eingereicht.

Die Position der ODA AM und des SBFI ist diesbezüglich klar und offen: Die Entscheide sind rekursfest. Aufgedeckte Fehler werden als Verschwörungstheorie ins Lächerliche gezogen, einzelne Betroffene exponiert. Diese Haltung zeigt unmissverständlich, dass kein ehrlicher Austausch zur Verbesserung der Kommunikation zwischen der Basis und der Führung erwünscht ist. Im Newsletter der OdA AM vom Februar 2018 wird geschrieben: „Bisher sind auch keine Beschwerden zu den vorgenommenen Bewertungen gutgeheissen worden.“ * Diese Aussage ist nachweislich falsch. Wir haben die Fakten in unserer Rekurs-Korrespondenz: es gibt Bewertungsfehler. Die Rekurse waren teilweise zwei Jahre hängig und es sind unseres Wissens noch nicht alle abschliessend beurteilt worden.

Jemand hat die Beschwerde bis zum Bundesverwaltungsgericht weitergezogen und auch dort zu unserem Bedauern einen abschlägigen Bescheid erhalten. Ist der Rechtsweg also hinfällig geworden, versagt hier gar der Rechtsstaat?

Eine Organisation, welche Unwahrheit verbreitet, nur spärlich und nur auf Druck Verbesserungen vornimmt, verliert ihre Glaubwürdigkeit.

Unter enormem zusätzlichem Zeitaufwand wurden in den Rekursen Fehler in den Regelwerken und im Prüfungsprozedere verdeutlicht. Bis heute sind immerhin wenige korrigiert worden. Bei der Akteneinsicht für Kandidat*innen, welche die Prüfung nicht bestanden haben, wird das Punktebewertungssystem und ein Beurteilungsraster nun endlich offen gelegt (siehe Bestehens-Quoten). Man ist als Prüfling nun in der Lage nachzuvollziehen, wie sich die Punktegesamtzahl zusammenstellt - aber ob richtig bewertet wurde, bzw. was bei einer Wiederholung der Fallstudie anders gemacht werden müsste wird auch beim persönlichen Akteneinsichtsgespräch nicht klar, da die Anwesenden (Chefexpert*innen und Prüfungsleiter) die Fallstudie nicht gelesen haben, auch nicht stichprobenartig.

Bei der persönlichen Akteneinsicht war niemand vor Ort, der über die Fallstudie hätte Auskunft geben können.

Erst ab dem 03.11.2017 legte die OdA AM auf Druck des SBFI die vertrauliche Punkteverteilungsliste beim Akteneinsichtsgespräch offen: Warum ist diese ab dann nicht transparent auf der Homepage der OdA AM samt Beurteilungssystem für alle einsehbar? Jetzt geistert sie durchs Internet; nun haben auch Sie Zugriff (unter HFP Bestehens-Quoten). Dies verstehen wir als eine für alle gewährleistete Chancengleichheit.

Ein neues Berufsbildungssystem hat Fehler. Damit haben wir gerechnet und dafür bringen wir Verständnis auf. Dass die OdA AM jedoch die Fehler und Mängel auch dann nicht behebt und transparent darüber informiert, selbst wenn das SBFI diese rügt, nehmen wir mit grossem Befremden zur Kenntnis.

Stattdessen verbreitet die OdA AM Erfolgsbotschaften über die HFP. Wäre es nicht an der Zeit vorerst einmal innezuhalten, Zwischenbilanz zu ziehen und die Mechanismen der Veränderungen unseres Berufs durch den Verlauf der HFP zu evaluieren und den Blick nicht durch schöngefärbte Informationen zu verzerren, sondern eine schnörkellose ehrliche Bestandaufnahme zu machen? Wir fordern eine grundsätzliche qualitativ hochstehende Revision der Regelwerke, die ja nun endlich stattfinden wird. (Stand Februar 2021)

Wie sieht die Zukunft der rund 400 HFP-Versager*innen aus, wenn sie die HFP mehrmals nicht bestehen oder aufgeben müssen (aus finanziellen oder anderen Gründen)? Wie diejenige derer, die altershalber eine Absolvenz der HFP ausgeschlossen haben, nun diese aber in den Kantonen TI, AG und OW bis 2022 ev. doch nachholen sollten?

Kann es sein, dass die Verantwortlichen der OdA AM tatsächlich der Meinung sind, diese Naturheilpraktiker*innen seien allein für ihre Situation verantwortlich und wir alle könnten auf sie verzichten? Wir sprechen von erfahrenen Berufskolleg*innen, deren Wissen, Infrastruktur und Energie wir angesichts der Wandlungen im Gesundheitswesen nicht missen wollen und können.

 

Sie, liebe Prüfungsverantwortliche, müssten sich kritisch hinterfragen:

Haben wir alles in unserer Kraft Stehende für unsere Mitglieder unternommen? Haben wir über die Bedingungen genügend transparent informiert, so dass alle auf dem gleichen Stand sind? Haben wir klar und transparent kommuniziert, was wir genau verlangen? Haben wir alle Änderungen jeweils allen sofort, einheitlich, korrekt, widerspruchsfrei und fair mitgeteilt? Haben wir ein regelkonformes Beurteilungssystem angewendet? Wie ist diese A, B und C=0 Bewertung auf den ausgehändigten Bewertungsbögen der HFP-Versager zu interpretieren? Wenden wir damit nicht eine einfache Justiermethode an?

Immerhin könnten Sie dadurch einen vorher festgelegten Prozentanteil regulieren! Ist das ein versteckter Numerus Clausus, der gemäss Bundesverfassung rechtswidrig ist? Im Newsletter vom Februar 2018 dementieren Sie diese Möglichkeit unaufgefordert. Wie glaubwürdig ist eine solche Aussage? Insbesondere wenn im gleichen Absatz nachweislich Unwahrheiten wiedergegeben werden. (vergleiche * siehe oben)

Wer während eines Spiels laufend die Spielregeln verändert, verstösst gegen Treu und Glauben. Wir hätten noch einige Fragen an Sie:

1. Warum braucht es nun keine Passarellen mehr, vorherige Prüflinge haben sie mit enormem Aufwand auf sich genommen?

2. Neu muss man nicht mehr innerhalb eines Jahres die Wiederholung schreiben.

3. Anfangs konnte eine Fallstudie verbessert werden, jetzt nicht mehr.

4. Ist Tui Na keine Spezialrichtung mehr, oder wie ist die Anmerkung im Newsletter zu interpretieren?

5. Die Gesamtseitenzahlen der Fallstudie wurden vergrössert von 40 auf 55 Seiten.

6. Beispielfallstudien werden inoffiziell herumgereicht.

7. Die Liste der Unsicherheiten ist beliebig verlängerbar.

Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass rund 40%, bzw. 33% (das konnte ja justiert werden) Ihrer Berufskollegen nach zehn Jahren Praxistätigkeit für berufsuntauglich erklärt werden müssen, ohne dass Sie selbst Ihr eigenes Verhalten in Bezug auf Ihr Tun genau analysieren uns anpassen müssen?

Wie gehen Sie mit den von Ihnen nicht gedeckten Darlehen bei einzelnen Verbänden und dem finanziellen Etat um, den dieser Prozess verschlingt? Was gedenken Sie nun zu unternehmen, um dieses Schiff wieder auf Kurs zu bringen? Was muss noch geschehen, damit Sie in Klausur gehen und die Wende zum Guten eintritt? Wo bleibt die in der Fallstudie so hervorgehobene Fähigkeit zur selbstkritischen Betrachtung und Evaluation?

Deshalb erachten wir einen durch einen Mediatorin/einen Mediator professionell geleiteten nach wie vor „Round Table“ nach wie vor als zwingend notwendig.

 

Aktuell sind betreffend HFP Naturheilpaktiker*innen immer noch Rekursverfahren hängig.

Gehörst Du dazu oder kennst Du jemanden der aktuell einen Rekurs gegen den Entscheid der HFP Naturheilpraktiker führt. Dann schreib uns- wir freuen uns auf den Austausch und die gegenseitige Unterstützung!